Außenminister Jean-Marc Ayrault hat am 14. Juni 2016 zusammen mit dem ehemaligen Premierminister und Sonderbotschafter für die Pole Michel Rocard vor Wissenschaftlern, Volksvertretern und Vertretern von Unternehmen und NGOs den französischen Aktionsplan für die Arktis vorgestellt.
Dieser Aktionsplan ist das Ergebnis der von Michel Rocard seit 2013 in die Wege geleiteten Bemühungen zu einer Verstärkung des Engagements Frankreichs und zur Vertiefung der internationalen Kooperation in dieser Region, insbesondere mit den fünf Anrainerstaaten des arktischen Ozeans (Vereinigte Staaten, Kanada, Dänemark, Norwegen und Russische Föderation). Frankreich ist unter anderem im Rahmen des zwischenstaatlichen Kooperationsforums des Arktischen Rats sowie in mehreren technischen und wissenschaftlichen Einrichtungen aktiv.
Zeit zum Handeln
In den letzten 20 Jahren haben die durch den Klimawandel bedingten Klima- und Umweltveränderungen in der Arktis dazu geführt, dass die höheren Breiten der Nordhalbkugel als ein von einer dramatischen Umweltkrise bedrohtes Gebiet und gleichzeitig als eine potentiell neue Wirtschafts- und Handelsregion (polare Seerouten, Energieressourcen im Meer, biologische Ressourcen etc.) eingestuft wurden.
In jüngster Zeit stiegen die Temperaturen in der Arktis vier Mal schneller an als die Durchschnittstemperatur an der Erdoberfläche.
Am deutlichsten spiegelt sich die aktuelle Klimaentwicklung u.a. im dramatischen Rückgang des arktischen Packeises am Ende des Sommers wider. Seit 1980 soll sich das Gesamtvolumen des Meereises in der Arktis um 75% verringert haben. Genaue Vorhersagen sind zwar nicht möglich, dennoch dürfte die Arktis in den kommenden Jahrzehnten in den Sommermonaten komplett eisfrei sein.
Die Möglichkeiten und Herausforderungen, die sich aus dem Abschmelzen des Arktiseises ergeben, betreffen in erster Linie die an den Arktischen Ozean angrenzenden Länder (USA / Alaska, Kanada, Dänemark / Grönland, Norwegen und die Russische Föderation). Diese sind aufgrund ihrer Souveränität und ihrer rechtlichen Zuständigkeit über große Teile des Arktischen Ozeans und ihrer Hoheitsrechte über dort vorkommende Ressourcen berechtigt und bevorrechtigt, diese Möglichkeiten auszuschöpfen bzw. den Herausforderungen zu begegnen. Die Arktis ist für die Klimaregelung unseres Planeten von wesentlicher Bedeutung.
Die Art und das Ausmaß der Herausforderungen in diesem Meeresraum, in dem Jahr für Jahr neue Verbindungen zwischen dem Nordatlantischen und dem Nordpazifischen Ozean zum Vorschein kommen, erfordern ein hohes Maß an internationaler Zusammenarbeit zwischen den direkt und den indirekt betroffenen Staaten.
Angesichts dessen, was in der Arktis auf dem Spiel steht und in Anbetracht der Herausforderungen hat der französische Außenminister die Schaffung eines ressortübergreifenden Netzwerks beschlossen, an dem sich mehrere Ministerien und öffentliche Einrichtungen unter der Leitung des französischen Botschafters für die Arktis, Michel Rocard, beteiligen, mit dem Ziel, einen „nationalen Fahrplan für die Arktis“ zu erarbeiten, um die vorrangigen Ziele Frankreichs bezüglich der Arktis zu ermitteln, einzustufen und zu koordinieren.
Frankreich wird sich mit dieser Entwicklung in der Borealen Zone natürlich im Sinne des allgemeinen Interesses und der Nachhaltigkeit auseinandersetzen.